Die Ursprünge dieser faszinierenden Tradition reichen zurück ins Jahr 1847, als die Familie Monteverde vor ihrem Haus den ersten Blumenteppich legte, um die Fronleichnamsprozession zu ehren. Doch die eigentliche Verbindung zwischen dem öffentlichen Raum von La Orotava und dem Fronleichnamsfest wurde am 29. Mai 1913 gefestigt, als die Prozession, angeregt durch den Publizisten und Musikwissenschaftler Francisco Miranda, erstmals den Rathausplatz kreuzte. Seit 1919 wird jährlich auf diesem Platz ein Teppich aus vulkanischem Sand gelegt, dessen Gestaltung mehr als einen Monat in Anspruch nimmt.
Der Sandteppich von La Orotava, der mit einer Fläche von etwa 900 Quadratmetern den Rathausplatz bedeckt, ist nicht nur wegen seiner Größe beeindruckend, sondern auch wegen der Detailtiefe und der sorgfältigen Ausführung der dargestellten Motive. Diese Präzision und Hingabe haben es dem Teppich ermöglicht, einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde als der größte Sandteppich der Welt zu erlangen. Die Herstellung dieses Kunstwerks, für die vulkanischer Sand aus dem Teide-Nationalpark verwendet wird, beginnt mehr als einen Monat vor dem Festtag, um die beeindruckende Detailtreue und Farbvielfalt zu gewährleisten.
Interessanterweise wird Fronleichnam in La Orotava zu zwei verschiedenen Terminen gefeiert, eine Tradition, die auf einen historischen Kompromiss im Jahr 1844 zurückgeht. Dieser diente dazu, einen Konkurrenzkampf zwischen den Orten San Juan und La Orotava zu beenden, wodurch der Feiertag kurzerhand dupliziert wurde. Diese einzigartige Anpassung verleiht dem Fest in La Orotava eine zusätzliche Ebene der Besonderheit und zieht Jahr für Jahr sowohl Einheimische als auch Touristen in ihren Bann.
Die Sandbilder von La Orotava sind weit mehr als nur eine touristische Attraktion; sie sind ein lebendiges Zeugnis der tiefen religiösen Überzeugung, der lokalen Kultur und der außergewöhnlichen kreativen Fähigkeiten der Bewohner dieser Region. In jedem Korn des vulkanischen Sands spiegelt sich die Geschichte und der Geist von La Orotava wider, eine Tradition, die mit jedem Jahr reicher und vielfältiger wird. Während die Prozession über die sorgfältig gestalteten Teppiche schreitet, vereinen sich Vergangenheit und Gegenwart in einer feierlichen Hommage an Glaube, Kunst und Gemeinschaft.